Beatrice Anlauff über Upcycling-Kunst und -Design.
Durch meine Arbeit im Upcycling kann ich Kunst, Handwerk und Ressourcenschutz verbinden.
Beatrice Anlauff ist freischaffende Künstlerin und Dozentin für "Kunst und Design". Die Wahlfrankfurterin hat zunächst ihre Meisterprüfung im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk in Bayern abgelegt. Einer Reihe von Zufällen hat sie es schließlich zu verdanken, dass sie im australischen Melbourne strandet und die dortige Kunsthochschule besucht. Wie sie Handwerk, Kunst und Nachhaltigkeit miteiander verbindet, sieht man bei Fraktali, ihrem Atelier. Ob Fönhaube, die zur Lampe umfunktioniert wurde oder eine ausgediente Waschtrommel, die nun als Bistrotisch dient. Aufgrund ihrer Qualifikation als Restauratorin, Steinbildhauermeisterin, mit langjähriger Berufserfahrung, arbeitet sie im Bereich Bildhauerei mit Natursteinen. Ebenso entstehen im Atelier im Bereich Upcycling Skulpturen, Raum- und Lichtobjekte aus unterschiedlichen Materialien.
Interview: Daniela Mahr, August 2018
Foto: Fraktali
Was steckt hinter Fraktali?
Einstmals mit viel
Energieaufwand produzierte Produkte werden von mir verändert und mit
einer neuen Funktion versehen. Dadurch erhalten sie ein „zweites Leben“
und werden wieder aufgewertet.
Durch meine Arbeit kann ich einen kleinen Teil zum Schutz der Ressourcen beisteuern.
Wie kamst Du dazu?
Während
meines Kunststudiums in Melbourne fing ich an alte Gegenstände zu
Kunstobjekten um zu formieren. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland
ließ mich diese Idee nicht mehr los. Ich fing an mit verschiedenen
Materialien zu arbeiten und gestalte jetzt Raum- und Lichtobjekte.
Was waren die Startschwierigkeiten und wie bist Du damit umgegangen?
Als
ich mich vor vier Jahren im Bereich Upcycling selbstständig machte, war
das Thema noch nicht so weit verbreitet in Frankfurt. Neben meiner
kreativen Arbeit hatte ich viel mit Aufklärung des Sinnes dieser Arbeit
zu tun.
Wichtig war und ist für mich an meine Arbeit zu glauben und dass
die Sensibilisierung für dieses Thema Zeit braucht.
Was bedeutet es für Dich, zukunftsfähig zu handeln?
Upcycling ist ein Teil von Zukunftsfähigkeit. Durch die Wiederverwertung von bereits vorhandenem Material werden die Neuproduktion von Rohmaterialien reduziert, die Ressourcen geschont und der Energieverbrauch, die Luft- und Wasserverschmutzung sowie Treibhausgasemissionen verringert. Durch meine Arbeit kann ich einen kleinen Teil zum Schutz der Ressourcen beisteuern.
Gibt es einen besonderen Ort für Dich in Frankfurt?
Ja, den chinesischen Garten im Bethmannpark.
Wie siehst Du die aktuelle gesellschaftliche Situation? Was läuft schief, was gibt Hoffnung?
Wir
leben in einer Konsumgesellschaft. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf
dem Profit und nicht mehr auf der Qualität. Es werden Produkte
erschaffen, welche keine lange Lebensdauer mehr haben dürfen. Früher
hielten die Produkte länger als die Garantiezeit. Heute werden zum
Beispiel einige Produktgruppen so programmiert, dass sie kurz nach der
Garantiezeit aufhören zu arbeiten. Eine Wegwerfgesellschaft entsteht.
Es
gibt aber auch hier Hoffnung. Ich kann beobachten, dass sich immer mehr
Menschen bewusster für Qualitätsprodukte entscheiden. Und das sie sich dabei auch über
die Herkunft und zu dem, was danach passiert erkundigen. Es ist eine Veränderung
zu spüren.
Und im speziellen Bezug auf Frankfurt?
Immer mehr Personenkreise in den verschiedenen Altersgruppen fangen an sich mit dem Thema Upcycling auseinander zu setzen. Das geht bei Bastelangeboten in Kitas los über Projektwochen an Schulen bis zu Workshops bei Erwachsenen bis ins Rentenalter. Es werden in den verschiedenen Projekten mit den eigenen Händen alte Gegenstände unter Anleitung umfunktioniert. Das gibt Anstöße selbst etwas zu erschaffen und über unsere Wegwerfgesellschaft nachzudenken.