31/08/20 · Interviews
Dominik Hofmann über den Coworking-Ort Heimathafen, Soziale Innovationen und die Pläne zum neuen Social Innovation Lab.
Mit dem Co-Working und Café haben wir uns das Umfeld geschaffen, das wir uns selbst immer gewünscht haben.
Dominik Hofmann und Albrecht von Schnurbein haben gemeinsam den heimathafen Wiesbaden gegründet. Wenn man das erste Mal diesen besonderen Ort in der Wiesbadener Karlstraße betritt, weiß man direkt, dass es sich hier um keinen gewöhnlichen Ort handelt. Der heimathafen ist Café, Coworking Space, Konferenzort, Veranstaltungslocation und Innovationslabor in einem. Neben dem Heimathafen-Betrieb gibt es einen Impact Accelerator und die Aussicht auf ein neues Social Innovation Lab.
Interview: Daniela Mahr, September 2019
Wir unterstützen bei der Gründung von Sozialunternehmen, die nicht nur Profite erwirtschaften, sondern soziale Probleme lösen wollen.
Welches Konzept steckt hinter dem heimathafen und wie kann man sich euer Tagesgeschäft vorstellen?
Der heimathafen Wiesbaden, den Abi und ich gemeinsam gegründet haben, ist ein Coworking Space und Café in Wiesbaden-Mitte. Wir vermieten Arbeits- und Konferenzräume, verkaufen Kaffee und Kuchen, aber vor allem wollen wir Gemeinschaft ermöglichen und Menschen zusammenbringen. Wir schaffen Räume, in denen Menschen gemeinsam an Ideen und Projekten bauen können.
Bei über 80 Events im Jahr bieten wir viele Möglichkeiten
für Austausch und Vernetzung. Hier finden sich unzählige Initiativen,
wie zum Beispiel das RepairCafé oder Meetups zu Themen wie
der Post-Wachstums-Ökonomie, Circular Economy oder zur Gründung von
Sozialunternehmen, die nicht nur Profite erwirtschaften, sondern soziale
Probleme lösen wollen.
Wie kamst du dazu? Was war die Motivation?
Ich
habe mit meiner Frau eine Zeit lang in New York gelebt und dort viele
moderne Arbeitsformen sowie Community-Orte entdeckt, die mich auch stark
inspiriert haben. Als mein Co-Gründer Abi und ich das Konzept
„Coworking Space“ gefunden hatten, wussten wir, so was wollen wir auch
in unserer eigenen Stadt, in Wiesbaden.
Wir haben erlebt, welche
positiven Effekte und Impulse von so einem Ort ausgehen können, sowohl
in die Stadt als auch in die Stadtgesellschaft. So haben wir uns damit
ein Stück weit das Umfeld geschaffen, das wir uns selbst gewünscht
haben.
Wir haben große Pläne für das Alte Gericht: Ein "Social Innovation Lab", an dem wir Innovatoren und Engagierte zusammenbringen wollen
Welche Aktivitäten verfolgt ihr neben dem Heimathafen?
Wir haben große Pläne für das Alte Gericht: Ein "Social Innovation Lab", an dem wir Innovatoren und Engagierte zusammenbringen wollen - in Kurzform: Denen helfen, die anderen helfen. Dieser Ort ist eine einmalige Gelegenheit: Ein traumhaft schönes Gebäude, mitten in Wiesbaden, mit viel Raum für Ideen.
Was wäre, wenn das Alte
Gericht nicht nur durch private Wohnungen und Büros für die
Öffentlichkeit verschlossen bliebe, sondern allen Wiesbadenern und
Gästen offen stehen würde?
Wenn im Alten Gericht ein Ort „von vielen für
viele“ entsteht: Ein öffentliches Café, Coworking, ein Gründer- und
Kreativzentrum, ein „Labor für soziale Innovation“ und viele
Veranstaltungen von & für viele Wiesbadener. Ein Ort mit reichlich
Kunst, Kultur, Gemeinschaftssinn und frischen Ideen für unsere Stadt?
Die ganze Vision haben wir auf einer Website zusammengefasst.
Zudem starten wir einen Impact Accelerator: Der
heimathafen Accelerator ist ein Netzwerk-Accelerator für Gründer,
Experten, kluge Köpfe und krasse Typen aus der Rhein-Main Region, die
Gesellschaft, Kiez und Stadt gestalten wollen. Wir bieten Vernetzung
zur Skalierung von wert-vollen Unternehmen.
Bewerben kann man sich auf 6
Wochen intensives Startup & Mentoring Programm, 3 Monate
kostenloses Coworking, eine einzigartige Community, Zugang zu über 300
internationalen Mentoren und die Teilnahme am Global Social Business
Summit, dem Forum für Changemaker weltweit.
Was bedeutet für dich Zukunftsfähigkeit?
Zukunftsfähigkeit
ist für mich eine bestimmte Art zu denken, zu handeln, zu planen und zu
wirtschaften. Es ist nicht nur auf ökologische Themen beschränkt,
sondern ebenso für soziale, ökonomische und politische Themen relevant.
Das fängt damit an, wie und was ich konsumiere, geht über, wie ich mein
Unternehmen führe oder wen ich wähle und geht hin bis zu der Frage, wie
ich mir meine Stadt(gesellschaft) wünsche. Soziale und ökologische
Innovationen gibt es so viele – man denke nur an Themen wie Sharconomy,
urbane Landwirtschaft oder „Social Entrepreneurship“. Allerdings frage
ich mich: Wieviel davon haben und leben wir schon (hier in Wiesbaden)
und wer bringt das nächste Projekt voran?
Was ist dein Lieblingsort in Wiesbaden? Hast du einen Geheimtipp?
Der
Strand-Streifen am Rhein, der hinter Nieder-Walluf beginnt und am
Leinpfad entlang geht. Hier gibt es kleine Buchten, Sandstrand, zum
Schwimmen geeignetes Wasser und Abendsonne - wie Urlaub vor der Haustür.
Wer noch mehr Zeit hat und noch mehr Urlaubs-Feeling möchte, dem
empfehle ich den Strand am Südzipfel der Rettbergsaue – ganz hinten im
Naturschutzgebiet.
Mich als Innovations-Liebhaber ernüchtert es jedes Mal zu sehen, wie lange Umdenkprozesse dauern.
Wie siehst Du die aktuelle gesellschaftliche Situation? Was läuft schief, was gibt Hoffnung - vor allem in Bezug auf Wiesbaden?
Soziale sowie ökologische Innovationen und spannende Ansätze gibt es so viele, wie etwa „Social Entrepreneurship“. Es braucht allerdings immer Menschen, die sich eines Themas annehmen. Bottom-up, also diejenigen, die von unten neue Ideen und Pilot-Projekte starten, aber auch Top-Down, das heißt Entscheider in der Politik, Wirtschaft etc., die sich ein Thema auf die Flagge schreiben und es vorantreiben.
Mich als Innovations-Liebhaber ernüchtert es jedes Mal zu sehen, wie lange Umdenkprozesse dauern. Angefangen bei mir selbst, aber vor allem in der Gesellschaft allgemein.
Besonders erschreckt mich die Tatsache, dass Menschen in hohen Positionen, egal ob Wirtschaft oder Politik, leider oft gar nicht daran interessiert sind, wirklich etwas zu ändern. Das erlebe ich leider immer wieder, wenn ich in Ausschüssen, Steuerungskreisen etc. sitze. Ihr Interesse, Positionen und Besitzstände zu wahren, verträgt sich nicht mit revolutionären Ideen – und dieses Phänomen beschränkt sich nicht auf Wiesbaden.
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Dominik Hofmann
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