

„Entrepreneurship als kreativer Akt“ – Dr. Johanna Richter über die Arbeit der Stiftung Entrepreneurship
Dr. Johanna Richter ist executive director der Stiftung Entrepreneurship und Expertin für Gründungsbildung. Sie setzt sich dafür ein, Entrepreneurship als kreativen Prozess zu verstehen und Gründer:innen dabei zu unterstützen, nachhaltige und wirkungsvolle Geschäftsmodelle zu entwickeln. Als Partnerin und Mitglied von Reflecta teilt sie unsere Vision einer zukunftsfähigen Wirtschaft. Im Interview spricht sie über den Ansatz der Stiftung, die Bedeutung unternehmerischen Denkens und darüber, wie die Reflecta-Community von ihrer Arbeit profitieren kann.
Liebe Johanna, kannst du euch kurz vorstellen? Wer seid ihr, und was ist die Stiftung Entrepreneurship?
Wir sind die Stiftung Entrepreneurship, eine Organisation, die sich der Förderung von unternehmerischem Denken und Handeln widmet. Gegründet wurde die Stiftung von Prof. Dr. Günter Faltin, einem Pionier des Entrepreneurship. Prof. Faltin lehrte über Jahrzehnte an der Freien Universität Berlin und entwickelte mit der Teekampagne ein beispielhaftes Modell für innovative und nachhaltige Geschäftskonzepte. Zudem ist er Autor mehrerer Bücher, darunter der Bestseller Kopf schlägt Kapital. Unser Ziel ist es, Menschen zu inspirieren und zu befähigen, ihre eigenen Ideen in erfolgreiche Projekte und Unternehmen umzusetzen.
Wir sehen Gründer:innen eher als Künstler:innen denn als klassische Business-Manager:innen.
Was ist das zentrale Ziel der Stiftung?
Unser zentrales Ziel ist es, Entrepreneurship als kreative und wirkungsvolle Antwort auf gesellschaftliche Herausforderungen zu etablieren. Wir sehen Gründer:innen eher als Künstler:innen denn als klassische Business-Manager:innen und unterstützen Menschen aller Altersgruppen und fachlichen Hintergründe dabei, aus ersten Ideen konzept-kreative Gründungsideen zu entwickeln. Für uns ist Entrepreneurship immer auch ein kreativer Akt. Es geht darum, innovative Lösungen zu entwickeln, die nicht nur wirtschaftlich erfolgreich, sondern auch sozial und ökologisch nachhaltig sind. Sie sollen Sinn ergeben – für die Kunden, die Natur, den Geldbeutel und natürlich auch für die Gründer:innen selbst.
Wir möchten mehr Menschen für Entrepreneurship begeistern, auch jene, die sich selbst nicht in der Gründerrolle sehen. Denn letztlich entscheiden wir alle – auch mit unseren Kaufentscheidungen –, welche Geschäftsmodelle sich durchsetzen. Zwar stehen für uns Entrepreneure und ihre konzept-kreativen Ideen im Mittelpunkt, aber ebenso wichtig sind die "aufgeklärten Bürger:innen", die mit bewussten Konsumentscheidungen die Wirtschaft von morgen mitgestalten.
Letztlich entscheiden wir alle – auch mit unseren Kaufentscheidungen –, welche Geschäftsmodelle sich durchsetzen.
Wie definiert ihr Entrepreneurship, und wie hebt sich euer Ansatz von traditionellen Konzepten ab?
Wir möchten Menschen dazu ermutigen, mit kreativen Ansätzen und klugen Konzepten neue Wege zu gehen. Unser Ansatz unterscheidet sich von traditionellen Konzepten, die oft stark auf Businesspläne und finanzielle Ziele fokussiert sind. Bei uns stehen die Gründer:innen und ihre individuellen Stärken im Fokus. Der Ausgangspunkt ist stets das, was ihnen leichtfällt und Freude bereitet.
Wir legen besonderen Wert auf Einfachheit, Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit. Ein gutes Geschäftsmodell – wir sprechen von Entrepreneurial Designs – basiert auf einer starken Idee und der Fähigkeit, diese mit innovativen Mitteln umzusetzen. Oft genügen bereits wenige Ressourcen, wenn der Fokus auf echten Werten liegt.
Wie helft ihr konkret dabei, dass Impact-Vorhaben erfolgreich umgesetzt werden?
Wir bieten verschiedene Programme, Workshops und Plattformen an, die Menschen dabei unterstützen, ihre Ideen zu entwickeln und zu realisieren. Dazu gehört die "Labor"-Methode, die Prof. Faltin entwickelt hat. Sie hilft (angehenden) Entrepreneuren, ihre Konzepte kritisch zu hinterfragen und zu optimieren. Zudem organisieren wir Großveranstaltungen wie den Entrepreneurship Summit.
Der Entrepreneurship Summit ist eine jährlich stattfindende Gründer:innen-Konferenz mit über 1.000 Teilnehmenden. Dort können (angehende) Entrepreneure von erfahrenen Gründer:innen lernen. Es geht uns um echten Austausch und darum, gemeinsam eine Wirtschaft zu gestalten, die verantwortungsvoller, nachhaltiger und menschlicher ist.
Ein zentraler Aspekt unserer Arbeit ist die Vernetzung. Wir bringen Menschen zusammen, die sich gegenseitig unterstützen – sei es durch Know-how, Ressourcen oder gemeinsame Projekte. Darüber hinaus begleiten wir die Teilnehmenden dabei, Herausforderungen zu meistern und ihre Projekte nachhaltig aufzustellen.
Gibt es ein Projekt oder Beispiel, das eure Arbeit besonders gut veranschaulicht?
Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist die Teekampagne, die Prof. Faltin gegründet hat. Mit dem Ansatz, hochwertigen Tee direkt vom Produzenten zu beziehen, große Verpackungseinheiten zu nutzen und den Zwischenhandel zu eliminieren, hat die Teekampagne gezeigt, wie man mit einer einfachen, aber durchdachten Idee einen Markt revolutionieren kann. Dieses Modell inspiriert viele unserer Teilnehmenden dazu, eigene kreative und ressourceneffiziente Geschäftsideen zu entwickeln. Inzwischen ist die Teekampagne weltweit der größte Importeur von Darjeeling-Tee und feiert im Sommer 2025 ihr 40-jähriges Jubiläum.
Darüber hinaus bieten wir auf unserem Entrepreneurship Campus zwei wichtige Programme an:
- Unsere Masterclass: Ein einjähriges Programm, in dem die Teilnehmenden lernen, aus einer ersten Idee ein tragfähiges Konzept zu entwickeln. Gemeinsam mit Prof. Faltin bieten wir Workshops, Pitch-Runden und individuelle Coachings an.
- Peer-Learning-Modul: Hier arbeiten Menschen an eigenen Konzepten und tauschen sich mit ihren Peers auf unserer Plattform aus, um voneinander zu lernen.
Welche Vorteile bietet eure Arbeit der Reflecta-Community?
Die Reflecta-Community, die sich auf Nachhaltigkeit und gesellschaftlichen Wandel fokussiert, kann in vielfacher Weise von unserer Arbeit profitieren. Unsere Plattform bietet Zugang zu Wissen, Werkzeugen und Netzwerken, die dabei helfen, nachhaltige und wirkungsvolle Projekte zu realisieren. Wir legen großen Wert darauf, Lösungen zu entwickeln, die sowohl gesellschaftlich relevant als auch wirtschaftlich tragfähig sind.
Wie können Interessierte aus der Community mit euch zusammenarbeiten?
Interessierte können sich an unseren Programmen beteiligen, unsere Veranstaltungen besuchen oder direkt mit uns Kontakt aufnehmen, um ihre Ideen vorzustellen. Dank unseres großen Netzwerks haben wir oft eine Idee oder einen Kontakt, die weiterhelfen können.
Zudem laden wir die Mitglieder der Reflecta-Community ein, unsere Angebote zu vergünstigten Konditionen zu nutzen.
Unser Ziel ist es, die Bedeutung von Entrepreneurship in der
Gesellschaft zu stärken und zu zeigen, dass wirtschaftlicher Erfolg und
gesellschaftlicher Mehrwert miteinander vereinbar sind.
Was sind eure nächsten Schritte, um eure Vision weiter voranzutreiben?
Wir wollen unsere Kooperationen mit Organisationen wie Reflecta und weiteren Partnern intensivieren, um Synergien zu schaffen und noch mehr Impact-Vorhaben zu unterstützen.
Unser Ziel ist es, die Bedeutung von Entrepreneurship in der Gesellschaft zu stärken und zu zeigen, dass wirtschaftlicher Erfolg und gesellschaftlicher Mehrwert miteinander vereinbar sind. Gemeinsam mit engagierten Menschen und Communities wie Reflecta können wir eine nachhaltigere und kreativere Zukunft gestalten.