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20/11/20 · Interviews
Wir wollen mit unserem Film Menschen dazu bringen, Empathie für Geschichten zu entwickeln, vor denen sie sonst die Augen verschließen
Lisa Engelbach und Justin Peach arbeiten seit zehn Jahren zusammen als Filmemacher und leben gemeinsam mit ihren beiden Töchtern in Mainz. Ihr erster Dokumentarfilm KLEINE WÖLFE begleitete 2009 den elfjährigen Sonu und sein „Rudel“ durch ihren Alltag als Straßenkinder in Kathmandu, Nepal. KLEINE WÖLFE wurde mehrfach ausgezeichnet, lief auf über 50 internationalen Filmfestivals und wurde 2011 für den Grimme Preis in der Kategorie Information und Kultur nominiert. Im Anhang verlinken wir den Film in voller Länge.
Mit STREET LINE – KLEINE WÖLFE II möchten sie nun nicht nur die Fortsetzung von Sonus Geschichte drehen, sondern auch einen aktiven Beitrag leisten, um den Teufelskreis der Straßenkinder zu durchbrechen.
Interview: Daniela Mahr, April 2019
KLEINE WÖLFE ist Justins Abschlussarbeit. Ursprünglich gab es einen Plan für einen ganz anderen Film. Als Tourist traf Justin in Kathmandu einen Rikschajungen, der ein ehemaliger Kindersoldat der Maoisten gewesen sein soll. Als er zur Recherche erneut nach Nepal reiste, hat sich die Geschichte dann aber nicht bestätigt. Auf der Suche nach einer neuen Story ist Justin dann auf die Straßenkinder aufmerksam geworden.
Wir haben als Filmemacher von den Kleinen Wölfen profitiert und wir hoffen wenigstens ihren Kindern etwas zurückgeben zu können.
Als Justin Sonu
tatsächlich fand, wurde uns sofort klar, dass wir, sofern Sonus das
möchte, ein Teil seines Lebens bleiben wollen. Wir hatten sofort ein
ganz klares Gefühl der Hoffnung, wenigstens Sonus zweijährige Tochter
aus diesem elenden Teufelskreis befreien zu können. Diese Hoffnung
hatten wir vor zehn Jahren bei den Kleinen Wölfen nicht. Sie waren
damals schon zu tief drin. Dennoch war da immer auch ein schlechtes
Gewissen. Wir haben als Filmemacher von den Kleinen Wölfen profitiert
und wir hoffen wenigstens ihren Kindern etwas zurückgeben zu können.
Uns erreichten auch Kommentare, die sinngemäß aussagten, dass wir
doch jetzt nicht jeden retten können, über den wir einen Film machen.
Wir hatten gleich eine sehr klare und befreiende Haltung dazu: Doch!
Vielleicht können wir es! Wir müssen es zumindest versuchen. Um das zu
realisieren haben wir das Crowdfunding auf Startnext gestartet.
Da wir momentan ständig an dem Projekt arbeiten, verbringen wir jede freie Minute mit unseren Töchtern. Die beiden können das Wort Nepal schon fast nicht mehr hören. Familie ist uns sehr wichtig, wir versuchen unsere Mädchen so viel sie wollen in unsere Arbeit zu integrieren. Deswegen durften sie auf eigenen Wunsch auch im Projektvideo bei Startnext mit machen.
Es geht immer um Gefühle und Perspektivwechsel. Wir wollen mit
unserem Film Menschen dazu bringen, Empathie für Geschichten zu
entwickeln, vor denen sie sonst die Augen verschließen. Wenn wir nur
ein paar Menschen dazu anregen, neue Handlungsperspektiven zu
entdecken, haben wir schon etwas verändert.
Mit diesem Projekt ist das für uns ein ganz wesentliches Kriterium.
Aber wir würden nicht sagen, dass es ein prinzipielles Kriterium für
Kunst sein sollte. Kunst ist doch in erster Linie Kunst, weil sie frei
ist und alles sein darf.
Wir arbeiten momentan schon eng mit einer Hilfsorganisation
zusammen, die von Deutschland aus Spenden sammelt und deren Mitarbeiter
in Kathmandu die Familien regelmäßig besuchen. Wenn genug Menschen
unser Projekt unterstützen, können wir vor Ort für jede betroffene
Familie ein individuelles Konzept entwickeln. Wir glauben an ein
Hilfskonzept, das die Familien ganzheitlich fördert. Der Fokus liegt
dabei zwar auf den Kindern und deren Schulausbildung, jedoch sollen
auch die Erwachsenen mit Weiterbildung und Mikro-Krediten unterstützt
werden.
Hört auf Euer Herz und teilt Eure Ideen mit anderen!
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