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Michael Spitzenberger über das Social Impact Unternehmen hey und den Weg zu mehr Miteinander in der Gesellschaft

Wir brauchen dringend eine dem Menschen zugewandte Kommunikation.

Mit hey kannst du jemandem einen Kaffee, eine Brezen, eine Falafel oder Eis in deinem Viertel spendieren. Jemandem, für den das eine schöne Geste ist. Es ist nur ein Bon auf einem Spendierbrett, der den/die Besitzer:in wechselt und doch hat es eine Wirkung bei den Menschen. Neapel hat es vorgemacht mit dem Caffè sospeso, dem aufgeschobenen Kaffee. Das hat auch die Gründer:innen von hey inspiriert.


Michael Spitzenberger berichtet im Interview über die Hintergründe.

Interview: Daniela Mahr, Oktober 2020
Foto: Anne Kaiser

Ich habe gesehen, dass wir etwas aufbauen können, das ein Gewinn für alle ist.


Wie kamst du auf die Idee von hey und dieser Umsetzung? Was war dein Weg dorthin und was hast du davor gemacht?


Die Reise von hey hat 2015 mit Brot am Haken begonnen. Meine persönlichen und beruflichen Erfahrungen bis dahin mündeten in diesem Prinzip. Ich habe gesehen, dass wir etwas aufbauen können, das ein Gewinn für alle ist, mehr geht nicht. Ein einfaches Prinzip des Gebens und Nehmens. Jede:r kann geben und jede:r darf nehmen. Das schafft Vertrauen im Kleinen.

Wie kann man sich das System von hey vorstellen? Wie funktioniert das mit dem Spendierbrett im Detail?

Es ist ganz einfach. Der oder die Ladeninhaber:in registriert sich auf unserer Homepage www.hey.one/partnerwerden. Danach erhält man das hey-Starterpaket. Das Spendierbrett einfach auf den Tresen in der Nähe der Kasse stellen und schon kann es losgehen. Mit den mitgeschickten Werbematerialien werden die Kund:innen/Gäste darauf aufmerksam. Die schönste Werbung ist jedoch Mund-zu-Mund-Propaganda. Das klappt am besten und so kommt das Ladengeschäft auch mit den Kund:innen auf eine schöne Art ins Gespräch.

Seit wann gibt es hey und wer steht dahinter?


hey gibt es jetzt knapp ein Jahr. Im Kernteam sind Susanne, Marc, Stephi, Akki und ich. Wir bringen die ganze Sache ins Rollen und machen viel Öffentlichkeitsarbeit. Eigentlich ist hey jedoch die ganze Gesellschaft. Wir sehen uns als ein Teil an, so wie die Verkäuferin, die Geberin und der Nehmer ein Teil sind. Erst, wenn alle mitmachen funktioniert es. Das ist, wofür wir einstehen. Ein Mit- und Füreinander im Laden, im Viertel und in der Gesellschaft.

Wir wollen ein gesellschaftliches Problem mit unternehmerischen Ansätzen lösen.

Auf eurer Website steht, dass ihr zwar eine GmbH seid, aber sowohl der Verkauf als auch Gewinnausschüttungen ausgeschlossen sind. Und ihr erhaltet erst Gehälter, wenn Gewinne erwirtschaften werden sollten. Erklär’ das doch mal etwas genauer…

hey können wir als Social Impact Unternehmen bezeichnen. Wir wollen ein gesellschaftliches Problem mit unternehmerischen Ansätzen lösen. Wenn wir dies schaffen, haben wir uns auch ein Gehalt verdient. Dass das Kapital oder die Gesellschaftsanteile einem einzelnen Gesellschafter ein Einkommen bescheren, macht bei hey keinen Sinn. So haben wir den GmbH-Vertrag aufgebaut. Wer von Gewinnen profitiert? Die hey GmbH. Die Gewinne verbleiben im Unternehmen und fördern unseren gesellschaftlichen Auftrag.



Wo hast du auf dem Weg zur Gründung und bis heute Informationen und Unterstützung erhalten? Und auch: Wo lagen und liegen die größten Hürden?

Die Fragen sind sehr weitläufig, ich versuche es mal in Kürze. Informationen erhielt ich über Gespräche, Vorträge, Internet und über das Machen. Das Prinzip von hey ist ein TUN. So haben wir angefangen: mit einem Brett in einer Bäckerei und darüber Erfahrungen gesammelt. Es ist wie mit einem Samen. Es braucht Zeit, Geduld und Achtsamkeit. Unterstützung kam dann über Fragen oder es gab auch immer wieder Momente, in denen Menschen zu uns kamen und von der Idee inspiriert wurden.
Die größten Hürden? Ich glaube, es ist der Mut und die Zeit. Der Mut von Ladeninhaber:innen sich der Aufgabe zu stellen, dass auch soziale Schichten in den eigenen Laden kommen, die einen offenen Geist und Wohlwollen brauchen. Es ist nicht immer alles Gold was glänzt. Aber es lohnt sich, da jede Lösung einer Herausforderung einen wachsen lässt.
Zeit, denn jede menschliche Kommunikation dauert. Diese Zeit ist verständlicherweise im Tagesgeschäft eines Ladens oft nicht da. Sie wäre jedoch für das Verständnis und das Zusammenwachsen einer Gesellschaft nötig.

Das Spendierbrett ist der Spiegel der Gesellschaft.


Was waren bislang deine größten Lerneffekte?

1. Dass es meist anders kommt, als man denkt und es sich theoretisch ausmalt. 2. Das Spendierbrett ist der Spiegel der Gesellschaft und 3., dass eine dem Menschen zugewandte Kommunikation in unserer Gesellschaft dringend gebraucht wird.


Wie ist eure Vision für die Zukunft?


Ein Mit- und Füreinander in der Nachbarschaft, im Viertel und der Gesellschaft. Die langfristige Vision ist, dass es irgendwann das Spendierbrett nicht mehr braucht und die Menschen im Alltag netter und liebevoller miteinander umgehen.


Wo soll die Reise für hey in den nächsten Jahren hingehen? Und: Wie kann man euch auf diesem Weg unterstützen?


1. Wenn jede:r es schafft, dass ein hey Spendierbrett am Lieblingsort/-laden steht ist schon viel erreicht. Entweder in der Lieblingsbäckerei, Café, Pizzeria, Blumengeschäft etc. Also beim nächsten Einkauf die Frage stellen: "Ich würde gerne etwas ans hey Spendierbrett hängen, mach doch mit?"

2. Jede:r der/die hey kennenlernt ist begeistert davon. Wie können wir die Informationen darüber analog und digital verbreiten? Für jeden Tipp sind wir dankbar.

3. #heyoftheday ist dafür geschaffen worden die Welt liebevoller zu machen. Poste eine Nettigkeit mit dem #heyoftheday, die du der Welt mitteilen möchtest.

Sei mutig. Das Leben ist zu kurz, um etwas aufzuschieben.


Was würdest du jemandem empfehlen, der/die selbst eine Idee hat und ein eigenes Projekt starten möchte?

Sei mutig. Das Leben ist zu kurz, um etwas aufzuschieben.
Beginne im Kleinen. Steter Tropfen höhlt den Stein. Ein Tropfen Liebe ist mehr als ein Ozean Verstand.

Michael Spitzenberger auf reflecta.network

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