21/11/23 · Interviews
Naturefund Wiesbaden über die Bewahrung von Lebensräumen von Tieren und Pflanzen.
Naturefund ist eine gemeinnützige Naturschutzorganisation,
die weltweit Land kauft, um Lebensräume für die Vielfalt von Tieren und
Pflanzen zu bewahren. In nur wenigen Jahren hat Naturefund Wiesen,
Wälder und Feuchtgebiete gekauft.
Interview: Daniela Mahr, August 2017
Foto: Naturefund Wiesbaden
Mehr als 40.000 Obstbäume wachsen in und um Wiesbaden.
Was ist die Hauptaufgabe von Naturefund?
Naturefund
ist eine gemeinnützige Naturschutzorganisation mit Sitz in Wiesbaden.
Wir kaufen weltweit Land für die Natur, um Lebensräume für die Vielfalt
von Tieren und Pflanzen zu bewahren.
Im Zuge des Klimawandels kauft
Naturefund verstärkt Wälder und forstet wieder auf. Durch den Kauf, wie
auch die enge Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort, stellen wir sicher,
dass die Natur sich langfristig ungestört entfalten kann.
In
Wiesbaden setzen wir uns für den Erhalt der Streuobstwiesen ein. Denn
mehr als 40.000 Obstbäume wachsen in und um Wiesbaden. Viele Obstgärten
werden nicht mehr gepflegt und verfallen.
Die alten Obstbäume sterben
nach und nach ab und mit ihnen verschwinden gut angepasste heimische
Obstsorten. Zur gleichen Zeit geht ein wertvoller Lebensraum für die vom
Aussterben bedrohten Wildbienen, seltene Schmetterlinge und für viele
andere, bei uns heimische Arten verloren.
Naturefund startete 2012
gemeinsam mit dem Streuobstkreis Wiesbaden e. V. und weiteren Akteuren
eine Streuobstinitiative, um das zu ändern. Seitdem organisieren wir im
Herbst und im Frühjahr Streuobstaktionen, um gemeinsam mit zahlreichen
freiwilligen Helfern und Helferinnen Streuobstgrundstücke und alte
Obstbäume zu erhalten.
Wie kamt ihr dazu? Was war die Motivation?
Naturefund
hat Projekte in Deutschland und weltweit, aber bis 2012 keines an
unserem Standort in Wiesbaden. 2012 stellte der BUND die Ergebnisse
einer Kartierung des Streuobstbestandes vor und schilderte die desolate
Lage. Dies hörte Katja Wiese, Geschäftsführerin von Naturefund und
dachte, es sei ein gutes lokales Projekt für uns.
Im Zuge des Klimawandels kauft Naturefund verstärkt Wälder und forstet wieder auf.
Was waren die Startschwierigkeiten und wie seid ihr damit umgegangen?
Viele
erkennen das Problem, doch nur wenige waren am Anfang bereit wirklich
mit anzupacken. Mittlerweile wächst die Gruppe der Aktiven und wir
können bei Streuobstaktionen auf einen immer größeren Pool von
freiwilligen Helfern und Helferinnen zurückgreifen. Das ist ermutigend.
Wie definiert ihr "Zukunftsfähigkeit"?
Natürliche Lebensräume erhalten, sodass alle Arten eine Chance haben, zu überleben.
Was sind für euch die besonderen Orte in und um Wiesbaden?
Schwer
zu sagen, es gibt viele schöne Orte. Ein besonderer ist für uns
Wiesbaden-Breckenheim, weil man von den Streuobstwiesen in der Gemarkung
„Alte Weinberge“, entlang der Langenhainer Straße einen wunderbaren
Blick auf Wiesbaden und das Rheintal hat. Sehr zu empfehlen.
Wie seht ihr die aktuelle gesellschaftliche Situation? Was läuft schief, was gibt Hoffnung?
Viele
gute Dinge sind in Bewegung. Leider gerät der Klimawandel in
Vergessenheit und die Menschheit produziert so viel CO2 wie noch nie
zuvor. Das macht ein wenig Angst.
Sehr schätzen wir die Solidarität
und das Engagement der Menschen in Deutschland, vor allem im Hinblick
auf die Flüchtlingskrise.
Und in Bezug auf Wiesbaden?
Die
Mistel breitet sich aus und droht den Streuobstbestand, wie auch
Baumbestand überhaupt von Wiesbaden zu zerstören. Misteln stehen nicht
unter Naturschutz. Hier scheinen Umwelt- und das Grünflächenamt ein
wenig zu schlafen.