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On Purpose über den Weg zu sinnstiftender Arbeit

Mit dem Associate-Programm unterstützt On Purpose dabei, den eigenen Platz im sozial und ökologisch motivierten Sektor zu finden.

Wir haben das Team von On Purpose dazu befragt, wie man den Weg in den sozial und ökologisch motivierten Sektor findet, wie ihr Programm funktioniert und welche Erfahrungen sie mit den Wegen zu sinnhafter und sinnstiftender Arbeit gemacht haben. Geantwortet haben uns aus dem Team: Lukas Marzi (Kaufmännischer Geschäftsführer), Jessica Hopp (Geschäftsführerin und Programmleiterin) Saskia Klug (Communications & Community Managerin), Miriam Loscher (Learning & Development Managerin).

Interview: Daniela Mahr, Juli 2022
Foto: On Purpose

Wie definiert ihr „sinnstiftende Arbeit“ und wie helft ihr dabei, dass Menschen sie finden?

Lukas: Über 720 Menschen haben das Associate-Programm schon durchlaufen und genauso viele Antworten gibt es vermutlich auf die Frage. Wir versuchen mit dem Programm einen Rahmen zu schaffen, in dem alle ihre eigene Antwort darauf finden. Diesen Grundrahmen bieten unsere Partnerorganisationen, in denen die Programmteilnehmenden wirken.

Bei der Auswahl unserer Partnerorganisationen legen wir Wert auf eine gute Mischung aus Startups, NGOs, Vereinen, Stiftungen und Sozialunternehmen. Des Weiteren ist auch die Ausrichtung der Projekte entscheidend - hier geht es uns vor allem um strategische Fragestellungen, an denen die Associates arbeiten. Außerdem sollen die Projekte einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen und unseren Werten entsprechen.

Wie läuft das Programm ab?

Lukas: Die Grundstruktur bilden die 2 x 6 monatigen Projekte bei sozial, ökologisch und gesellschaftlich engagierten Organisationen. Hier unterstützen die Associates in 32 Stunden pro Woche und können viel mitnehmen und viele neue Menschen, Themen und Bereiche kennenlernen. Genauso nehmen es aber auch die Unternehmen wahr: Bei ihnen packen zwei engagierte, talentierte Menschen mit an, die Wissen und Erfahrung einbringen und vom ersten Tag an Lust haben, direkt loszulegen.

On Purpose möchte Menschen befähigen, eine (Führungs-)Rolle in der Transformation unserer Wirtschaft einzunehmen.

In wöchentlichen Trainings vermitteln wir unseren Associates alle Inhalte, die sie in ihrem neuen Arbeitsumfeld brauchen. Das kann von Wirkungsmessung über agile Methoden bis hin zum aktiven Zuhören reichen. On Purpose möchte Menschen befähigen, eine (Führungs-)Rolle in der Transformation unserer Wirtschaft einzunehmen – und entsprechend ist auch unser Trainingsplan gestaltet.

Die ganze Zeit über werden die Associates von Mentor:innen und ausgebildeten Coaches betreut. Diese Betreuung ist wichtig, da sich die Associates während des Programms nicht nur fachlich, sondern auch persönlich enorm weiterentwickeln. Letzteres verfolgen wir bspw. auch an einem Entwicklungswochenende, an dem wir über die eigenen Stärken und Ängste sprechen, uns selbst besser wahrnehmen, um danach als eine gestärkte Persönlichkeit wiederzukommen.

Es braucht die Motivation, sich weiterzuentwickeln, die große Neugier auf Neues und aufs Ausprobieren sowie Zeit und Commitment.

Und dauerhaft passiert eigentlich das Wesentlichste: Die Associates vernetzen sich mit unserer Community! Es gibt Stammtische, gemeinsame Fahrten, Treffen mit den anderen Städten, gemeinsame Aktionen und einen ständigen Austausch mit Gleichgesinnten.

Was muss man mitbringen, wenn man sich bei euch bewerben möchte?

Saskia: Die Motivation, sich weiterzuentwickeln, die große Neugier auf Neues und aufs Ausprobieren sowie Zeit und Commitment – das Associate-Jahr wird durchaus lehrreich und intensiv.

Rein formal ist zunächst ein abgeschlossenes Hochschulstudium oder ein Abschluss auf vergleichbarem Niveau, z.B. als Meister:in oder Fachwirt:in, notwendig. Darüber hinaus achten wir auf die Berufserfahrung, die für eine erfolgreiche Bewerbung mindestens zwei Jahren in Vollzeit entspricht. Praktika, Traineeships und Ehrenamt zählen hier nicht dazu, wir erfassen diese Erfahrungen allerdings beim Sichten der Bewerbung. Außerdem sind für eine umfassende Programmerfahrung und die Arbeit in unseren Partnerorganisationen sehr gute Deutschkenntnisse nötig, auf Englisch sollten sich unsere Teilnehmenden verhandlungssicher fühlen.

Der fachliche Hintergrund spielt eine nebengeordnete Rolle, grundsätzlich sind Projektmanagement-Erfahrungen im weitesten Sinne hilfreich. Unsere Associates sind meist Generalist:innen: Menschen, die sich in Themen reinfuchsen, auch wenn sie erst einmal keinen konkreten Plan davon haben und genau darin die Verlockung, nämlich zu wachsen, sehen. Ob mit geradlinigem oder bunten Lebenslauf, registriert euch hier für weitere Informationen zum Programm und Bewerbungsprozess.
Wir freuen uns auf Bewerbungen bis einschließlich 07. August für unseren Programmstart im Oktober!

Wie funktioniert das Matching zwischen Programmteilnehmer:innen/Bewerber:innen und den Partnerorganisationen?

Lukas: Spannende und sehr technische Frage! Kurz gefasst gibt es zwei Matching-Runden: In der ersten Runde lernen sich alle Associates und alle Partnerorganisationen kennen. Die Organisationen verfassen Projektbeschreibungen, in denen sie auch etwas zu sich, der Kultur und den Zielen berichten. Die Associates stellen sich mit ihrem CV vor. Auf dieser Basis ranken die Associates die Organisationen und anders herum.

Auf Basis dieser Rankings ermitteln wir für alle Teilnehmenden acht Gespräche á 20 Minuten. Nach dem sog. Matching-Day, an dem sich alle erstmals live sehen, geben uns die Organisationen sowie auch die Associates erneut Feedback, mit wem sie sich eine Zusammenarbeit am besten vorstellen können. Und schlussendlich erarbeiten wir mithilfe eines Algorithmus das ideale Matching und können so festlegen, welche Organisationen unsere Associates unterstützen.

Associates bringen eine große intrinsische Motivation mit in ihr Projekt und möchten in den sechs Monaten einen wirklichen Impact generieren.

Welche Tipps habt ihr für Unternehmen und Organisationen, die Programmteilnehmer:innen für sechs Monate aufnehmen? Sechs Monate sind keine lange Zeit und man muss sich einarbeiten. Für welche Aufgaben & Projekte wäre eine Zusammenarbeit am sinnvollsten?

Jess: Unsere Associates setzen strategische Projekte aus den unterschiedlichsten Bereichen um. Dabei handelt es sich meistens um Projekte, die das Unternehmen in ihrer Mission deutlich voranbringen, aber aufgrund der vielen tagtäglich anfallenden dringlichen Dinge häufig liegenbleiben. Aus unserer Erfahrung ist ein gutes Onboarding die beste Basis, damit Associates im Team und der Unternehmenskultur schnell Fuß fassen können. Associates bringen eine große intrinsische Motivation mit in ihr Projekt und möchten in den sechs Monaten einen wirklichen Impact generieren. Indem sie ihr Projekt entlang der Vision und Mission des Unternehmens umsetzen können entsteht so auch der meiste Mehrwert für das Unternehmen. Eine klassische win-win Situation.

Wie kam es zur Gründung und Idee von On Purpose? Kannst du dazu etwas erzählen?

Jess: Unser CEO und Gründer Tom Rippin hat On Purpose 2009 in London gegründet. Nachdem er einige Jahre in der Krebsforschung tätig war, wechselte Tom in die Wirtschaft und startete eine Karriere bei McKinsey & Company. Nach dieser Tätigkeit wechselte er schließlich ganz ins Sozialunternehmertum und gründete On Purpose. Toms Vision ist es, ein Wirtschaftssystem zu erschaffen, dass allen Menschen eine faire Teilhabe ermöglicht. Um die globalen Herausforderungen unserer Zeit zu lösen bedarf es eines Paradigmenwechsels, Unternehmertum und Nachhaltigkeit sind in diesem untrennbar miteinander verknüpft. On Purpose versteht sich als eine Gemeinschaft, die diese Transformation voranbringt.

Wir funktioniert das Geschäftsmodell hinter On Purpose?

Jess: Das Geschäftsmodell von On Purpose steht auf zwei Säulen. Unsere Partnerorganisationen zahlen einen Teilnahmebetrag zu Beginn des Programms. Dieser deckt das ganze Jahr ab und ermöglicht uns das Programm auf die Beine zu stellen. Kommt es zu einer langfristigen Zusammenarbeit zwischen Partnerorganisation und Associate über das Programm hinaus, zahlen Unternehmen einen Transferbetrag für die erfolgreiche langfristige Vermittlung.

In Großbritannien gibt es das Programm schon länger. Welche Wirkung habt ihr dort erzielt?

Miri L.: In London haben bereits über 300 Associates das Programm erfolgreich durchlaufen und auch die Community über die Fellows hinaus – bestehend aus Mentor*innen, Coaches und Trainer:innen sowie Partnerunternehmen – ist über die Jahre beachtlich gewachsen.

Generell arbeiten wir sehr eng mit London und auch dem Standort in Paris zusammen und betrachten auch unsere Wirkung gerne kollektiv. Dabei ist es für uns vor allem immer wieder toll zu sehen, dass ein Großteil unserer Fellows im Sektor arbeitet oder eine Stelle mit Fokus auf Impact besetzt (92%) und die meisten von sich selbst sagen, dass sie nach dem Programm selbstbewusster sind, Wandel voranzutreiben.
Unsere Wirkungsmessung bestätigt auch, was wir eigentlich schon wussten: Die Gemeinschaft bei On Purpose ist etwas sehr besonderes. Hier finden Menschen Unterstützung, Inspiration und Austausch.

Genauere Einblicke in unsere Wirkung und wie wir diese messen finden sich auch in unserem Wirkungsbericht für die drei Städte, den wir vor Kurzem veröffentlicht haben.

Gibt es eine besondere Geschichte aus den Erlebnissen im On Purpose Programm, die ihr teilen möchtet?

Saskia: Oh ja, da gibt es viele! Am besten lassen wir hier unsere Associates und Fellows selbst sprechen: Ihre Geschichten und Erfahrungen teilen sie auf unserem Blog. So berichtet zum Beispiel unsere Fellow Miriam eindrucksvoll über die Reise mit ihrer Partnerorganisation WILDPLASTIC nach Bosnien und Herzegowina – sie sind auf der Mission, die Umwelt von wildem Plastik zu befreien. Miriam ist nach ihrem Associate-Jahr bei WILDPLASTIC geblieben – das freut uns als Team natürlich sehr, dass sich hier Associate und Organisation langfristig gefunden haben.

Eine Entwicklung, die uns auch immer wieder erfreut, wenn wir darüber sprechen: Als Rechtsanwältin mit Erfahrung in internationalen Wirtschaftskanzleien hat sich unsere Fellow Anna Bonan nach ihrer Anstellung bei Delivery Hero SE im Rahmen des Associate-Programms um die Internationalisierung der Aktivitäten der Purpose Stiftung im Ausland – mit Fokus auf Südamerika – gekümmert. Nach ihrem Associate-Jahr wurde Anna von der Purpose Stiftung übernommen und wirkt seitdem von Chile aus an der Verbreitung des Themas Verantwortungseigentum in Südamerika mit.

Was wir sagen können: Besondere Geschichten und Erinnerungen entstehen im Rahmen des Associate-Jahres mit großer Sicherheit für alle Beteiligten.

Für die Zukunft wünschen wir uns, dass mehr Menschen an einer
Transformation der Wirtschaft mitwirken und diese auch von mehr
Organisationen gelebt wird.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft? Was braucht ihr, um eure erhoffte Wirkung noch besser umsetzen zu können und wie kann man euch dabei unterstützen?

Miri L.: Wir haben das Privileg mit motivierten, kompetenten Menschen zu arbeiten, die einen positiven Wandel ermöglichen möchten. Da draußen gibt es noch viel mehr dieser Menschen! On Purpose möchte mit dem Associate Programm zu ihrer Weiterentwicklung beitragen.

Für die Zukunft wünschen wir uns, dass mehr Menschen an einer Transformation der Wirtschaft mitwirken und diese auch von mehr Organisationen gelebt wird. Dafür muss auch der richtige Rahmen von der politischen Seite geschaffen werden und ein Bewusstsein entstehen, dass eine andere Art zu Wirtschaften möglich ist. Daran wollen auch wir als Organisation mitwirken.


Lukas Marzi auf reflecta.network

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