29/11/20 · Interviews
Sandra Elm über ihre Upcycling-Werkstatt re-cover und den Weg vom ehemaligen Lieblingsshirt zum Notizbuchcover.
Aus Deinem alten Lieblings-T-Shirt entwerfe ich Cover.
Sandra Elm, oder wie sie sich nennt, der "Captain von re-cover.de", upcycelt in ihrem kleinen Werkstattladen alte T-Shirts und verwendet deren Aufdrucke als Cover für verschiedene Produkte. Wer zu Hause also zum Beispiel ein altes Konzert-T-Shirt rumliegen hat, kann das Muster bald als Cover eines Notizbuches in den Händen halten. Auf diese Art können auch Handyhüllen, Decken, Kissen und vieles mehr gestaltet werden, die alle eines gemeinsam haben: Sie sind tolle Unikate. Ihre kleinen Schätze bietet sie (seit April 2017) im Werkstatt-Laden re-cover.de in der Frankfurter Neebstraße 1 an. Hier können interessierte Kunden auch individuelle Arbeiten besprechen und in Auftrag geben.
Interview: Daniela Mahr, September 2018
Was steckt hinter re-cover?
Ich recycle alte
Lieblings-T-Shirts und fertige daraus Cover für Notizbücher, Handies,
Brillen, EC-Karten und Kopfhörer, beziehe Lampen, Stühle, Kissen, Knöpfe
und nähe Schals und Decken daraus und biete meinen Kunden Alternativen
zur Entsorgung von Lieblings-Stücken.
Zukunftsfähigkeit bedeutet für mich, heute etwas zu tun, zu dem ich auch in 10 Jahren noch stehe.
Wie kamst Du auf die Idee?
Jeder
kennt das. Auf der Suche nach einem bestimmten Kleidungsstück findet
man das alte, längst vergessene Lieblings-T-Shirt wieder. Dessen beste
Zeit ist längst vorbei und man hat es seit Jahren nicht mehr getragen.
Aber sich endgültig davon zu trennen, geht gar nicht, denn dafür stecken
zu viele Erinnerungen darin. Was also tun damit?
Was waren Deine Startschwierigkeiten und wie bist Du damit umgegangen?
Die
Startschwierigkeiten hören nicht auf (lacht). Es vergeht kein Tag, der
nach Plan verläuft. Das Gute daran ist: Man wird zum
Improvisationstalent.
Was heißt für Dich, zukunftsfähig zu handeln?
Heute etwas zu tun, zu dem ich auch morgen noch stehe. Und in 10 Jahren.
Was ist Dein besonderer Ort in Frankfurt?
Der
Hinterhof des Café Crumble in Bockenheim – eine Oase zum
Kaffeehaus-Hocken, Menschen beobachten, lesen und Ideen in einem
Notizbuch festhalten.
Entschleunigung tut not.
Wie siehst Du die gesellschaftliche Situation? Was läuft schief, was gibt Hoffnung?
Wir
leben in einer To-Go-Gesellschaft. Jeder will alles sofort, günstig und
am liebsten zum Mitnehmen. Entschleunigung tut not. Und wird sich
durchsetzen. Hoffnung gibt, dass Print nicht totzukriegen sein wird,
dass Menschen wieder regional einkaufen, gemeinsam kochen und spielen
und dass es keine Möglichkeit gibt, Haptik online darzustellen.
Und im speziellen Bezug auf Frankfurt?
Wir haben endlich ein Repair-Café. Der Trend geht Richtung Erhaltung, Reparatur und Recycling. Es wimmelt an Flohmärkten und Tauschbörsen. Alles Zeichen, dass wir eigentlich von allem schon genug fabriziert haben...